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Zum Neuen Jahr: Werte brauchen Gott


Ein Kommentar von Bernhard Kaiser

"Werte brauchen Gott" - so lautete der Slogan einer Kampagne der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz im Spätsommer und Herbst 2006. Die von Bischof Huber geleitete „Kirche“ wollte damit angesichts der Entscheidung der Berliner Regierung für die Einführung des Pflichtfaches Ethik an öffentlichen Schulen das Recht auf freie Wahl zwischen Ethik und Religion reklamieren.

So richtig der Slogan „Werte brauchen Gott“ auch ist – im Munde der Berliner Kirchenfürsten wirkt er eher wie ein Feigenblatt. Meinen sie den Gott der Bibel? Oder Allah oder irgendeine andere heidnische Gottheit? Das geht aus den verschiedenen Äußerungen nicht hervor. Darum stellt die provokative Äußerung eher ein subjektives Bekenntnis und eine Aufforderung zum Gespräch dar. Daß die Werte, für die das Christentum in der Vergangenheit eingestanden ist, aus der Bibel kommen, wird noch gesagt, aber daß die Bibel das autoritative Wort eines persönlichen Gottes ist, wird nicht gesagt. Daß die Zehn Gebote, die ja Grundlage der christlichen Ethik sind, Mose auf dem Berg Sinai von Gott gegeben wurden, hat die moderne Theologie und ihre Vertreter in der Berliner Kirchenleitung verschwiegen. Vermutlich halten sie den Sinaibericht für jüdische Mythologie.

Damit verkommen die christlichen Werte zu bloßen innerweltlichen Werten. Sie kommen aus den religiösen Überzeugungen von Menschen, Christen zumal, aber sie sind nicht von Gott. Darin gleicht die Position der Berliner Kirchenleitung im Ansatz der des säkularen Menschen. Auch dieser hat Werte nur als subjektive Setzung. Freilich, die Werte, die er vertritt, sollen auch der Verbesserung des gesellschaftlichen Miteinanders dienen und dadurch so etwas wie allgemeine Geltung haben, aber sie sind immer subjektiv-innerweltlich begründet.

Die öffentliche Debatte um Werte ist in vollem Gange. Ein Buch nach dem anderen erscheint zu diesem Thema. Das Nachrichtenmagazin FOCUS (51/2006) machte es zum Titelthema. Doch hier steht auch der vielsagende Satz: „Werte sind unheilbar subjektivistisch.“ Will sagen: Was an Werten gilt, hängt von der subjektiven Anerkennung ab. Werte sind für den postmodernen Menschen das, was einem wichtig ist.

Das ist freilich beim geltenden Recht anders. Es gilt, auch wenn ich nicht damit einverstanden bin, und ich bin gehalten, mich danach zu richten oder ich muß mich dem Geltungsbereich des Rechts entziehen, etwa indem ich auswandere. Wenn Werte nur von der subjektiven Anerkennung leben, dann ist grundsätzlich jeder Wert gleich-gültig und damit an sich wertlos. Hier liegt das Dilemma des postmodernen Menschen: Er schreit nach Werten, aber er will keine Werte, die ihn binden, weil sie unabhängig von seiner Zustimmung gelten. Aus diesem Dilemma wird sich unsere Gesellschaft nicht befreien können.

Daß heute wieder Werte wie Respekt, Ehrlichkeit, Verläßlichkeit und Nächstenliebe, aber auch politische Werte wie Freiheit und Gerechtigkeit vorgetragen werden, zeigt, daß der Mensch ohne Werte nicht auskommen kann. Die genannten Tugenden lassen sich sogar als biblische Werte identifizieren. Doch wenn sie nur humanistische Ideale sind, die von Menschen gewollt sind, dann sind sie austauschbar. Dann können Egoismus, Gerissenheit und Täuschung zu erfolgversprechenderen Tugenden werden, jedenfalls was den materiellen Vorteil angeht. Ganz abgesehen davon halten Ideale nur so lange, wie man Zeit hat, sie zu pflegen. Im Konfliktfall – beim Mobbing in der Firma, beim Kampf um Besitzstände, bei der Verteilung der Macht, bei der Aufteilung eines Erbes oder auch im alltäglichen Straßenverkehr – ist von den Idealen nicht mehr viel zu sehen. Dann ist der Stärkere der Sieger und nicht die Gerechtigkeit – und die „Werte“ haben wieder einmal ihren Wert verloren. So ist es, wenn man Werte auf Menschen gründet.

Eine ganz grundlegende und wesentliche Antwort auf die Frage, wie Werte zu begründen sind, gibt die Bibel. Sie zeigt, daß die Zehn Gebote von Gott sind. Er hat sie durch Mose den Israeliten und durch diese der ganzen Welt gegeben. Die Zehn Gebote entsprechen der Welt, der Wirklichkeit, die Gott geschaffen hat. Darum beziffern sie mehr als nur „Werte“. Sie spiegeln die Wirklichkeit der Welt wider und schützen das Dasein des Menschen in der Welt. Wenn die abendländischen Gesellschaften nicht wieder zu der christlichen Begründung der Werte zurückfinden, werden sie in der Wertesdiskussion dahintaumeln bis andere Religionen oder politische Ideologien mit ihrem Aberglauben das Abendland beerben. Darum: Zurück zu den Geboten des lebendigen Gottes! Sie sind die Basis demokratischer Freiheit, weil nur in der Verantwortung vor Gott Treu und Glauben einen Wert haben.